Die Sektion Wirbelsäulenchirurgie widmet sich der
interdisziplinären Therapie von Wirbelsäulenerkrankungen und -verletzungen. Sie
steht unter gemeinsamer Leitung des Neurochirurgen Dr. Christian Herbold und
des Unfallchirurgen und Orthopäden Dr. Ralf Throm, leitender Oberarzt der
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Es besteht eine enge Kooperation mit der neurochirurgischen
Gemeinschaftspraxis Prof. Dr. Andreas Krone/Frau Dr. Sabine Hüttmann und Dr.
Christian Herbold.
Neben der neurochirurgischen Sprechstunde von Herrn Dr.
Herbold bietet die Oberärztin der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie,
die Orthopädin Frau Dr. Sabine Bau eine konservative Wirbelsäulensprechstunde
an.
Durch die Bündelung der operativen Kompetenz von Orthopäden,
Unfallchirurgen und Neurochirurgen sowie der engen Kooperation mit dem Institut
für diagnostische und interventionelle Radiologie, der Klinik für Neurologie
sowie der Schmerztherapie im Kreiskrankenhaus Tauberbischofsheim bieten wir
eine umfassende Diagnostik und breit gefächerte konservative und operative
Therapie bei Erkrankungen und Verletzungen der Wirbelsäule.
Im Vordergrund steht dabei das Bemühen, mit möglichst wenig
eingreifenden, nicht operativen Maßnahmen eine Besserung von
Wirbelsäulenbeschwerden herbeizuführen. Erst wenn konservative Maßnahmen gar
nicht mehr greifen, raten wir zur operativen Behandlung.
Aufwendige Operationen an der Wirbelsäule, wie etwa die
Kombination von nervenentlastenden Eingriffen (Dekompression bei
Spinalkanalstenose oder Bandscheibenvorfall) mit stabilisierenden Eingriffen
werden im interdisziplinären Operationsteam von Neurochirurgen und Orthopäden/Unfallchirurgen
gemeinsam durchgeführt. Unterstützt werden wir dabei von modernster Technik,
unter anderem der routinemäßigen Anwendung 3-Dimensionaler Bildgebung im OP.
Wirbelsäulensprechstunde:
Dr. Sabine Bau
Tel. 07931-58-3058
Neurochirurgische Sprechstunde:
Dr. Christian Herbold
07931-58-3040
Der Verschleiß der Wirbelsäule wird als "Volkskrankheit"
bezeichnet und viele Menschen leiden unter Rückenbeschwerden. Letztlich ist die
Verschleißerkrankung der Wirbelsäule ein Preis für das Älterwerden. Häufig sind konservative Maßnahmen ausreichend,
Krankengymnastik, physikalische Therapie und vor allem die selbsttätige
Kräftigung der Rückenmuskulatur bewirken oft viel Gutes. Darüber hinaus ist
natürlich eine gezielte medikamentöse Therapie in vielen Fällen sinnvoll.
Zu uns kommen viele Patienten, bei denen schon viele
konservative Maßnahmen durchgeführt wurden und bei denen sich dann die Frage
stellt, ob nicht eine operative Behandlung sinnvoll oder gar notwendig ist.
Wir operieren nur, wenn konservative Maßnahmen nicht mehr
ausreichend helfen.
Die Wirbelsäule liegt zwar geschützt und zentral im Körper,
aber sie ist großen mechanischen Belastungen ausgesetzt. Immer dann, wenn die
von außen kommende Belastung die Belastungsfähigkeit der Wirbelkörper
übersteigt, kommt es zum Bruch.
Dies kann einerseits dadurch bedingt sein, dass die
Belastbarkeit der Wirbelkörper über die Jahre hinweg durch den zunehmenden
Knochenschwund (Osteoporose) abgenommen hat. Oft braucht es noch nicht einmal
ein "richtiges" Unfallereignis damit es zu einem Wirbelkörpereinbruch kommt.
Man spricht dann von einer osteoporotischen Wirbelkörperbruch oder Sinterung.
Andererseits kann es auch bei einer knochengesunden Wirbelsäule
durch eine entsprechende massive Gewalteinwirkung zu Brüchen kommen. Man
spricht dann von traumatischen (unfallbedingten) Wirbelkörperbrüchen.
Durch Keimverschleppungen im Körper, häufig ausgehend von
den Nasen-Neben-Höhlen und von den ableitenden Harnwegen, aber auch von anderen
Körperregionen, kann es zur Absiedelung von Keimen in der Wirbelsäule kommen.
Besonders häufig betroffen sind die Bandscheibenräume und die Wirbelkörper in
der unteren Brust- und Lendenwirbelsäule, aber auch andere
Wirbelkörperabschnitte können davon betroffen sein. Es handelt sich also um
eine Entzündung der Bandscheiben (Diszitis) oder zumeist sogar um eine
Entzündung des Bandscheibenraumes mit den angrenzenden Wirbelkörpern
(Spondylodiszitis). Dies ist eine schwere, manchmal sogar lebensbedrohliche
Erkrankung, zumal sie oft alte und durch Vorerkrankungen geschwächte Patienten
betrifft.
Es ist eine gezielte Diagnostik notwendig, welche eine
entsprechende Bildgebung (Kernspintomographie, Computertomographie) sowie die
Gewinnung von Proben beinhaltet (Blutkultur, gezielte CT-gesteuerte Punktion
des betroffenen Zwischenwirbelfaches). In Abhängigkeit von der Ausdehnung des Befundes, dem
nachgewiesenen Keim, dem Allgemeinzustand des Patienten und anderen Faktoren
kann die Therapie konservativ oder operativ erfolgen. In jedem Falle ist eine
lang dauernde (oft mehrmonatige) medikamentöse Therapie mit einem oder mehreren
entsprechend passend ausgewählten Antibiotika notwendig.
Die mechanische Ruhe gehört ebenfalls zu den grundlegenden
Behandlungsprinzipien. Zur Vermeidung einer mehr monatigen Bettlägerigkeit wird
heute deshalb häufig die Stabilisierung der Wirbelsäule von hinten mit einem
Schrauben-Stabsystem durchgeführt. Dieser Eingriff kann heute in
minimal-invasiver Technik, nur über kleine Hautschnitte gemacht werden.
In manchen Fällen ist auch eine Ausräumung der Entzündung
selbst notwendig. Hierfür muss über einen vorderen Zugang zur Wirbelsäule,
entweder über eine Brustkorbspiegelung oder über einen seitlichen
Flankenschnitt, der entsprechende Wirbelkörper und die Bandscheibe aufgesucht
werden und das entzündete Gewebe entfernt werden.
Manchmal kommt es auch zur Vereiterung des Rückenmarkkanales und damit
zur Bedrohung des Rückenmarks und der Nervenwurzeln. Hier ist rasches Handeln
gefragt und auch hier hat sich die enge Zusammenarbeit zwischen Neurochirurgen
und Unfallchirurgen/Orthopäden am Operationstisch bewährt.