27.11.2018
Bei Notfalleinsätzen zählt oft jede Minute. Mit einem neuen digitalen Datenübertragungssystem sorgt jetzt das Caritas-Krankenhaus gemeinsam mit den Rettungsdiensten der Region dafür, dass alle wichtigen Informationen über einen Patienten schon in der Klinik bekannt sind, bevor der Rettungswagen dort eintrifft. Die zielgerichtete Behandlung kann so schneller beginnen und wertvolle Zeit für die Eingabe von Daten oder die Anmeldung im Herzkatheterlabor oder CT entfällt.
Auf dem großen Bildschirm im Zentrum für Notaufnahme blinkt ein roter Rahmen auf - Zeichen, dass der Rettungsdienst mit einem neuen Notfallpatienten auf dem Weg ins Caritas-Krankenhaus ist. Ein Klick auf die Zeile am Computer im Stützpunkt und schon öffnet sich ein Fenster mit vielfältigen Informationen: Name und Alter des Patienten, Vitalzeichen wie Blutdruck, Blutzucker, Sauerstoffsättigung, Puls, die vermutliche Diagnose bzw. der Anlass, der zum Transport ins Krankenhaus führt - und vor allem die geplante Zeit für die Ankunft in der Notaufnahme verbunden mit einer Nummer des Rettungswagens oder der Leitstelle. "Das System ist genial für die Ressourcenplanung im Haus und hilft uns enorm bei der raschen und effektiven Patientenversorgung", sagt Jürgen Weigand, Chefarzt des Zentrums für Notaufnahme im Caritas-Krankenhaus (ZNA) begeistert. "Wir wissen jetzt, wann ein Patient mit welcher Verdachtsdiagnose kommt und können hier schon alles zeitgenau für die Aufnahme vorbereiten." Wenn der Rettungswagen in die Wagenhalle des ZNA hineinfährt, steht schon eine Trage bereit und der Patient kann umgehend weiterversorgt und falls erforderlich ins Röntgen, das Herzkatheterlabor oder ins CT gebracht werden. Wartezeiten entfallen, Diagnostik und Therapie können sofort zielgerichtet beginnen.
Alle Rettungsdienste der Region mit NIDA-Tabletts ausgestattet
Möglich macht
dies seit Ende September das neue Computersystem NIDA (Notfall-Informations-
und Dokumentations-Assistent), das die telemedizinische digitale Anbindung der
Rettungsdienste an das Caritas-Krankenhaus sicherstellt. Seit Jahresbeginn haben
sukzessive alle Rettungsdienste der Region dieses System angeschafft. Dazu
gehören stabile Computer-Tabletts, in die die Sanitäter während der Fahrt alle
wichtigen Informationen eingeben können. Nach den Ampelfarben wird den
Patienten eine Dringlichkeitsstufe zugeteilt. Aktualisierungen während der
Fahrt sind möglich.
Wichtige Daten und Befunde werden aus dem Rettungswagen in die Notaufnahme übertragen
Die Tabletts sind außerdem per Bluetooth mit allen Geräten
im Rettungswagen gekoppelt und können so z.B. unmittelbar auch die Daten eines
12-Kanal-EKGs erfassen. Per Knopfdruck werden diese Daten an das aufnehmende
Krankenhaus geschickt. Die Daten sind dann - anonymisiert - auf dem großen
"Arrivalboard" in der Notaufnahme und - personalisiert - an einem PC zu sehen. Zurzeit
verfügt in Nord-Württemberg nur das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim über
diese innovative Technik.
Schnellerer Behandlungsbeginn gerade bei lebensbedrohlichen Erkrankungen
Hier dient
moderne Technik direkt der besseren Versorgung von Patienten", betont Chefarzt
Jürgen Weigand. "Wir können den Patientennamen mit unserem Archiv abgleichen
und so bei wiederkehrenden Aufnahmen eventuell vorliegende Vorerkrankungen erkennen. Bei Verdacht auf Herzinfarkt
bereiten die Kollegen einen der beiden Säle im Herzkatherlabor für den
Notfalleinsatz vor und können so den Patienten direkt aus der Notaufnahme
übernehmen. Ähnlich ist bei Verdacht auf Schlaganfall bereits das Team im CT und
in der Stroke Unit informiert. Wir schaffen so echten Zeitgewinn, der bei
diesen lebensbedrohlichen Erkrankungen entscheidend sein kann." Umgekehrt könne
man bereits wartende Patienten noch behandeln, wenn klar ist, dass der
Rettungsdienst mit dem nächsten Patienten erst in 20 Minuten eintreffen wird
und eine Behandlung voraussichtlich nicht die höchste Dringlichkeitsstufe hat.
Rettungswagen schneller wieder einsatzbereit
Auch für die
Rettungsdienste bringt NIDA Vorteile. "Über eine Abfragemaske können unsere
Sanitäter die Erstdiagnose strukturiert und standardisiert eingeben und bei
Bedarf aktualisieren. Die Zeit für Telefonate mit der Notaufnahme entfällt
weitgehend", betont Kai Schlecht, Leiter des Rettungsdienstes des DRK Bad
Mergentheim. "Außerdem ersparen wir uns den administrativen Aufwand bei der Ankunft
im Krankenhaus: die Versichertendaten werden über NIDA direkt eingelesen und der
Patient ist im Kliniksystem bereits angemeldet, wenn wir kommen. Auch das spart
wieder Zeit, die schon für die Behandlung der Patienten verwendet werden kann.
Außerdem steht unser Team im Rettungswagen schneller wieder für neue Einsätze
zur Verfügung." Weiterer Vorteil für die Rettungsdienste: NIDA erstellt
automatisch ein Protokoll des Einsatzes, das sowohl im Krankenhaus wie beim
Rettungsdienst abgespeichert wird.
Wichtiger Zeitgewinn
Das DRK Bad
Mergentheim hat daher noch am Tag der Einführung mit dem Einsatz von NIDA
begonnen. Aber auch bei den DRK-Rettungsdiensten im Hohenlohekreis, aus Buchen,
Mosbach, Hardheim, Tauberbischofsheim und Creglingen wird NIDA eingesetzt.
"Nach den ersten sechs Wochen kann ich ein durchweg positives Fazit ziehen",
erklärt ZNA-Chefarzt Weigand. "Wir haben weniger Anrufe im ZNA, der
Informationsfluss hat sich verbessert und wir sehen bereits den Zeitgewinn, weil wir
Personal und Räume besser einteilen können. Das steigert die Effizienz und
Qualität der Versorgung und das kommt am Ende vor allem dem Patienten zugute." Eine
Bilanz, die Kai Schlecht vom DRK bestätigt: "Die Resonanz unseres Personals im
Rettungsdienst ist durchweg positiv und es gibt eine sehr hohe Akzeptanz
bezüglich der Anwendung des Systems seit der Einführung."