14.04.2018
Mehr als 230 Besucher informierten sich am vergangenen Samstag im Caritas-Krankenhaus über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Gelenkschmerzen. Die Ärzte und Physiotherapeutinnen gaben dabei auch viele praktische Tipps, um Gelenkbeschwerden vorzubeugen und beantworteten ausführlich die Fragen der Interessierten.
"Arthrose, der allmähliche Verschleiß der Gelenke und der Knorpelsubstanz, ist eine Volkskrankheit und in gewisser Weise der Preis fürs Älterwerden", machte Oberarzt Dr. Dirk Herold in seinem Vortrag deutlich. "Während die Lebenserwartung der Menschen früher im Schnitt bei gerade mal 30 Jahren lag, liegt sie heute bei etwa 85 Jahren. Dafür sind die menschlichen Gelenke nicht ausgelegt." Dennoch gebe es Möglichkeiten dem drohenden Gelenkverschleiß vorzubeugen. "Bewegung ist das A und O. Radfahren, Schwimmen, Tanzen, Nordic Walking - das alles hilft, um die Muskulatur zu kräftigen, den Gelenkknorpel gut zu versorgen und die Beweglichkeit zu erhalten." Regelmäßige Bewegung trage auch dazu bei, Übergewicht zu vermeiden - eine weitere Ursache für Gelenkverschleiß.
Arthrose bislang nicht heilbar
Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie stellte
außerdem verschiedene Heilsversprechen und Methoden, wie sie häufig im Internet
verbreitet werden, auf den Prüfstand. Eine spezielle Arthrose-Diät gebe es
nicht. "Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist ausreichend", so Dr. Herold.
Ist eine Arthrose bereits vorhanden, können Salben und Akupunktur den Schmerz
in einem frühen Stadium lindern. "Auch Spritzen mit Hyaluronsäure können
vorübergehend Besserung schaffen. Cortison kann bei einer aktivierten Arthrose
die Reizung nehmen." Ebenso könnten Schuhzurichtungen und Orthesen
vorübergehend Linderung bringen, Medikamente den Schmerz zeitweise nehmen. "Paracetamol
hilft bei Gelenkschmerzen dagegen nicht, ebenso wenig homöopathische Globuli
oder die Magnetfeldtherapie." Klar sei, so Herold: "Bis heute gibt es kein
Mittel, um Arthrose wieder rückgängig zu machen und zu heilen."
Gelenkspiegelungen bei akuten Band- und Sehnenverletzungen sinnvoll
Auch die
Arthroskopie (Gelenkspiegelung) macht nach wie vor bei bestimmten Indikationen
Sinn. Das unterstrich Oberarzt Stefan Büttner in seinem Vortrag. Zum einen
diene sie der Diagnosesicherung bei einem unklaren Befund. "Zum anderen ist
dieser minimalinvasive Eingriff das Mittel der Wahl z.B. bei einem akuten
kleinen Knorpelschaden, bei akuten Meniskusverletzungen, Band- und
Sehnenverletzungen an den Gelenken", so der Facharzt für Orthopädie und
Unfallchirurgie.
Patient entscheidet über Zeitpunkt für ein künstliches Gelenk
Insgesamt
gibt es nur eine Methode, die eine Arthrose in den Gelenken wirklich an der
Ursache behandeln kann: der Ersatz durch ein künstliches Gelenk. Das zeigte
Prof. Dr. Christoph Eingartner in seinem Vortrag auf. "Das Rad des Verschleißes
lässt sich nicht zurückdrehen und eine Zeitlang kann man die Symptome - also
vor allem die Schmerzen - mit den genannten konservativen Methoden in Schach
halten", erläuterte der Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
am Caritas-Krankenhaus. Den richtigen Zeitpunkt für ein künstliches Gelenk
bestimme jedoch nicht der Arzt. "Darüber entscheidet allein der Patient. Nämlich
dann, wenn die Lebensqualität so stark eingeschränkt ist, dass der Patient
selbst 'die Schnauze voll hat‘ von Schmerzen, und Einschränkungen."
Erfahrung des Operateurs wichtig
Bei einer
Gelenkimplantation sei vor allem ein erfahrener Operateur entscheidend. "Es
gibt inzwischen eine Vielzahl bewährter Implantate, die seit Jahren erprobt
sind. Wichtig ist die Erfahrung des Unfallchirurgen beim Einbau des
Gelenks." So gibt es am
Caritas-Krankenhaus vier sog. "Hauptoperateure", die alle die geforderten
Mindestzahlen erfüllen. Der gesamte Ablauf von der Sprechstunde über die
OP-Vorbereitung bis zur Operation und der anschließenden Versorgung durch
Pflege und Physiotherapie auf den Stationen ist genau geregelt, so dass für
jeden Patienten dieselben Standards gelten und garantiert sind. Dies wird
jährlich von externen Fachärzten überprüft.
Geprüfte Qualität im Caritas-Krankenhaus
"Schon zum wiederholten Male ist
das Caritas-Krankenhaus von diesen Fachauditoren für die gute Behandlung bei Gelenkoperationen
als EndoProthtekZentrum ausgezeichnet worden", betonte der Chefarzt. "Neben
verschiedenen anderen Zertifikaten wie etwa dem FOCUS-Siegel ein wichtiges
Kennzeichnen von Qualität."
Sport in Maßen ist auch mit Endoprothese sinnvoll
Wie es nach einer
Gelenkoperation weitergeht und was die Patienten anschließend beachten müssen,
führte Oberarzt Dr. Axel Kuttner aus. "Bereits am ersten Tag nach der OP ist das
Gelenk wieder voll belastbar und es beginnt die Rehaphase. Zwischen dem fünften
und siebten Tag nach der Operation
können die Patienten das Krankenhaus in der Regel verlassen." Eine
anschließende stationäre oder ambulante Reha sei sinnvoll und werde meist schon
im Krankenhaus organisiert. Nach etwa drei Monaten sei das Gelenk gut
eingewachsen und dann auch die meisten Alltagstätigkeiten wieder möglich. "Auch
Sportarten wie Schwimmen, Wandern, Tanzen etc sind sinnvoll; nicht zu empfehlen
sind dagegen Sportarten wie Fußball, Handball, Squash oder Tennis." Denn alles
habe seinen Preis: "Eine hohe Belastung kann auch zu Verschleiß und Lockerung
des künstlichen Gelenks führen. Nach heutigen Erfahrungen halten allerdings 90
% der Hüftgelenke auch nach 20 Jahren; 90 % der Kniegelenke mehr als 15 Jahre
nach dem Einbau."
Ausführliche Anamnese bei Fußschmerz wichtig
FDie differenzierten
Ursachen für Schmerzen am Fuß stellte Dr. Martin Hoffmann, Spezialist für Hand-
und Fußchirurgie vor. Angesichts der vielfältigen Ursachen für Schmerzen im Fuß
sei eine ausführliche Diagnose mit einem intensiven Gespräch wichtig für die
weitere Therapie.
Tipps zur Vorbeugung von Stürzen
Bei dem Thema
Knochenbrüche bei alten und hochbetagten Menschen stellte der leitende Oberarzt
Dr. Ralf Throm neben den Therapiemöglichkeiten vor allem vorbeugende Maßnahme
in den Vordergrund. "Wichtig ist es Stürze zu vermeiden: Tragen Sie festes Schuhwerk;
sorgen Sie für ausreichende Beleuchtung, wenn Sie nachts raus müssen; lassen
Sie sich bei der Arbeit in Haus und Garten helfen und beseitigen Sie
Stolperfallen wie Teppiche oder Kabel", mahnte er. Solche alltagsnahen Tipps
und Hilfen stellten auch die Sanitätshäuser an ihren Infoständen vor. Einfache
Übungen für eine bessere Beweglichkeit präsentierten zudem die beiden Physiotherapeutinnen
Annette Lehr und Daniela Siegl. Viele Besucher nutzen außerdem die Möglichkeit,
direkt mit den Ärzten ins Gespräch zu kommen.
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