26.06.2017
Im Frühjahr 1977 wurde die damals neue Kinderklinik am Caritas-Krankenhaus eingeweiht, 2011 folgte abermals der Umzug in ein neues Gebäude, das Mutter-Kind-Zentrum. Seither sind hier alle Therapieangebote rund um Schwangerschaft, Geburt, Babys und Kinder gebündelt. 40 Jahre Kinderklinik und sechs Jahre Mutter-Kind-Zentrum feiert das Caritas am Samstag, 15. Juli mit einem Tag der offenen Tür.
"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, sie haben andere Erkrankungen, brauchen Medikamente mit anderer Dosierung und besondere Zuwendung in der Ausnahmesituation Krankenhaus", so Prof. Dr. Reiner Buchhorn, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Caritas-Krankenhaus. Diese Erkenntnis habe auch am Caritas dazu geführt, eine eigene Klinik für Kinder- und Jugendliche einzurichten. Seit 40 Jahren könne man nun auf eine erfolgreiche Entwicklung der Kinderklinik und damit auf eine gute Versorgung von kranken Kindern und Jugendlichen der Region zurückblicken. So habe sich in den vergangenen zwölf Jahren die Zahl der stationär behandelten Patienten von rund 1800 auf rund 2500 Kinder erhöht. Hinzu kommen mehr als 3300 Kinder, die pro Jahr in der Ambulanz oder als Notfälle ambulant behandelt werden.
Versorgung von Früh- und Neugeborenen
Besonders beeindruckend
ist die Entwicklung bei der Versorgung von Früh- und Neugeborenen "Die Überlebungschancen von
Frühgeborenen unter 1500g haben sich seit der Eröffnung der Kinderklinik am
Caritas Krankenhaus etwa verzehnfacht", betont der Facharzt für Kinder- und
Jugendmedizin (Pädiater). "Frühgeborene haben bei uns heute sehr große Chancen
sich ohne Einschränkungen oder bleibende Behinderungen zu entwickeln." Dies sei
sowohl der großen Erfahrung der Kinderärzte bei der Sorge um Frühchen zu
verdanken, aber auch der engen Zusammenarbeit mit den Frauenärzten und Hebammen
bei der Geburt. "Im Mutter-Kind-Zentrum bieten wir alle Möglichkeiten für eine
sichere und familienorientierte Geburt in einer freundlichen Atmosphäre",
unterstreicht sein Kollege Dr. Ulrich Schlembach, Chefarzt der Klinik für
Gynäkologie und Geburtshilfe am Caritas. "Und bei einem außerplanmäßigen
Geburtsverlauf sind sowohl Frauenärzte wie Anästhesisten im Haus und können
sofort einen Kaiserschnitt in unserem Kreißsaal-OP einleiten. Gemeinsam mit den
Kinderärzten sorgen wir so für höchste Sicherheit für Mutter und Kind bei der
Geburt." Auch die moderne Intensivstation für die Versorgung von Frühchen und
kranken Neugeborenen und Babys liegt in direkter Nähe zum Kreißsaal.
Therapie von Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter
Hier können -
falls erforderlich - etwa auch Kinder mit angeborenen Herzfehlern versorgt
werden, der häufigsten angeborenen Erkrankung bei Neugeborenen. Als Kinderarzt
und Kinder-Kardiologe verfügt Prof. Dr. Buchhorn bei der Behandlung dieser
Kinder über große Expertise. Er betreut rund 200 Kinder mit operierten
Herzfehlern und arbeitet eng mit den universitären Zentren in Tübingen und
Heidelberg zusammen. Daneben behandeln die Kinderärzte am Caritas alle
klassischen Kinderkrankheiten wie Magen-Darm-Infekte, Lungenentzündungen,
Unfallverletzungen, innere Erkrankungen und kümmern sich gemeinsam mit den
anderen Fachabteilungen am Haus um Kinder nach chirurgischen Eingriffen oder
Kinder, die einer intensivmedizinische Versorgung bedürfen. Hier arbeiten sie
eng mit den niedergelassenen Ärzten und anderen Krankenhäusern der gesamten
Region zusammen.
Die "neuen" KInderkrankheiten Allergien, Essstörungen, ADHS
"Insgesamt
hat sich das Krankheitsspektrum in den vergangenen Jahren allerdings stark
gewandelt. Dank breiter Impfprogramme und guter Antibiotikaversorgung konnten
klassische Infektionskrankheiten wie Diphterie, Masern, Mumps, Tetanus etc. bei
Kindern zurückgedrängt werden", so der Chefarzt. "Seit zehn, 15 Jahren sehen
wir zunehmend die sog. "neuen Kinderkrankheiten" oder "neue Morbidität" wie Allergien,
Essstörungen (Fettsucht oder Magersucht) und Verhaltensstörungen wie ADHS
(Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom)." Gerade bei
diesen "neuen" Kinderkrankheiten sei es im Caritas-Krankenhaus gelungen, neue
diagnostische Maßnahmen und therapeutische Konzepte zu entwickeln. "Mit Langzeit-EKG-Messungen konnten
wir zeigen, dass die Variabilität der Herzfrequenz bei diesen Kindern und
Jugendlichen deutlich gemindert ist im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen",
erläutert der Kinderarzt. Ausgehend davon habe man neue Therapieansätze entwickelt,
die vor allem auf ein intensives Coaching von Kindern und ihren Eltern
ausgerichtet sind. "Mithilfe von hoch sensitiven Pulsuhren können wie den
Betroffenen anhand der kontinuierlich aufgezeichneten Daten die Erfolge der
Therapie sichtbar machen und diese so positiv verstärken." Wirksam sei diese
Behandlung vor allem bei Jugendlichen mit Magersucht. Ähnlich gute Resultate
zeige die Gabe von Omega 3-Fettsäuren kombiniert mit Coaching und Biofeedback
bei ADHS. "Auch hier können wir in der Langzeit-EKG-Messung eine Verbesserung
der Werte nach der Therapie nachweisen." Eine gezielte Therapie des autonomen
Nervensystems und der damit verbundenen Erkrankungen sei also möglich, so Prof.
Dr. Buchhorn. In der Weiterentwicklung dieser Konzepte sieht der Kinderarzt die
größte Herausforderung für die kommenden Jahre.
Tag der offenen Tür am 15. Juli im
Mutter-Kind-Zentrum:
Von 13 bis 17
Uhr sind alle Familien, Schwangeren und Interessierten eingeladen, einen Blick hinter
die Kulissen des Mutter-Kind-Zentrums zu werfen. Neben vielen Informationen
rund um Schwangerschaft und Geburt, Ernährung und Erkrankungen im Kindesalter
sorgen die Teddyklinik, eine Hüpfburg, interessante Gewinne und die Klinikclowns
für Spaß und Unterhaltung für kleine und große Besucher. Auch ein
Rettungsfahrzeug des DRK kann erkundet werden. Das Programm auf einen Blick: