Prominente Sportler genießen häufig Vorteile, doch im Krankheitsfall kann es besser sein, weniger prominent zu sein. Dies wurde beim Patiententag "Hilfe bei Gelenkschmerz" im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim klar. So berichtete Oliver Pütz, Teamarzt des Fußballvereins 1.FC Köln, von der speziellen Behandlung bei verletzten Profifußballern. "Vor allem am Ende der Saison, wenn es um die Wurst geht, treten bei den Spielern die meisten Verletzungen zum Beispiel am Knie- oder Sprunggelenk auf", erläuterte der Mediziner. Bei der Akutversorgung auf dem Spielfeld bleibe nur ganz wenig Zeit für die Diagnose, ob ein Weiterspielen möglich ist. "Bei einer Verletzung ist dann das wichtigste Ziel, den Spieler so schnell wie möglich wieder fit zu machen - manchmal auch ohne Rücksicht auf Spätfolgen für die Gesundheit", so Pütz. "Der Druck durch Verein und Spielerberater ist da sehr hoch", räumte er ein.
Ziel: Schmerzfrei über viele Jahre
Genau hier liegt der Unterschied zur Behandlung beim "normalen" Patienten. Das machte Prof. Dr. Christoph Eingartner, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Caritas-Krankenhaus deutlich. "Wir wollen mit unserer Therapie erreichen, dass sich der Patient möglichst über viele Jahre schmerzfrei bewegen kann."
Welche modernen Therapiekonzepte es gegen Verschleißerkrankungen und die damit verbunden Schmerzen an den Gelenken gibt, darüber konnten sich die insgesamt mehr als 500 Interessierten während des gesamten Tages im Caritas-Krankenhaus informieren.
Arthroskopische Eingriffe
Zunächst präsentierte Dr. Dirk Herold die Gelenk erhaltenden arthroskopischen Operationen, bei denen der abgenutzte Knorpel durch verschiedene Methoden geglättet oder teilweise wieder ersetzt werden kann. So lassen sich etwa sehr gute Ergebnisse durch die Transplantation von körpereigenem Knorpel in die geschädigte Region erzielen.
Sind alle Behandlungsmethoden wie Physiotherapie, Schuhranderhöhung oder Arthroskopie ausgeschöpft, bleibt oft nur der Einsatz eines künstlichen Gelenkes.
Künstliches Gelenk als Angebot
"Diese so genannte Endoprothese ist nie ein Muss, sondern immer nur ein Angebot", betonte Prof. Eingartner in seinem Vortrag. "Und: Es ist der Patient, der den Zeitpunkt für ein künstliches Gelenk bestimmt." Dieser Zeitpunkt sei immer dann gekommen, wenn der Betroffene "die Schnauze voll hat von den Schmerzen, nachts nicht mehr schlafen kann und seine Lebensqualität massiv eingeschränkt ist", so der Chefarzt. Dabei müsse heute kein Patient eine nicht bewährte Endoprothese fürchten. "Der Hüftersatz etwa ist die erfolgreichste Operation der Medizingeschichte. Studien belegen, dass die künstlichen Hüftgelenke, die wir im Caritas-Krankenhaus verwenden, bei 93 % bis 94 % der Betroffenen auch nach 20 Jahren noch gut ihren Dienst tun."
Versteifung als Therapie bei Arthosen an der Hand
Bei Arthrosen an der Hand sind die Erfahrungen mit einem künstlichen Gelenkersatz dagegen noch längst nicht so positiv. Das machte Handchirurg Dr. Steffen Löw in seinem Vortrag klar. "Schmerzen an der Hand sind behandelbar, aber oft ist eine Versteifung oder Teilversteifung an der Hand sinnvoller", erklärte er. Auch durch eine gezielte Durchtrennung der Schmerznerven könne man die Schmerzen effektiv beseitigen und zugleich die Funktion des Gelenks erhalten.
Behandlung an der Wirbelsäule
Auch die Gelenke an der Wirbelsäule verschleißen im Laufe des Lebens und können dann zu einer Verengung des Spinalkanals führen. "Schmerzen in den Beinen und verkürzte Gehstrecken sind häufig die Folge", erläuterte die Neurochirurgin Dr. Sabine Hüttmann
an einem Modell. "Durch einen mikro-chirurgischen Eingriff kann man den nötigen Platz schaffen, damit die Patienten ihre Beweglichkeit zurückerlangen und genauso aktiv sein können wie früher."
Patientenforum mit reger Diskussion
Angeregt durch die Vorträge nutzten im Anschluss viele Besucher die Möglichkeit, direkt mit den Ärzten aus Klinik und Praxis ins Gespräch zu kommen und einzelne Themen zu vertiefen. Am Modell demonstrierten die Mediziner außerdem, wie eine Kniespiegelung funktioniert und zeigten Original-Kunstgelenke zum Anfassen. Die Sanitätshäuser präsentierten u.a. verschiedene Bandagen und Orthesen als unterstützende Hilfsmittel bei Gelenkproblemen und stellten Geräte für belastungsarmes Bewegungstraining vor. Großer Andrang herrschte bei den Physiotherapeuten des Caritas-Krankenhauses. Hier konnten die Besucher bei einem Balancetest auf einem Spezialgerät ihre Gleichgewichtsfähigkeit testen lassen und Übungen zur Vorbeugung von Stürzen trainieren.